Unser Jahreskalender für das Jahr 2017 ist das Ergebnis unser Irlandreise im Spätsommer. Heinrich Böll begann sein „Irisches Tagebuch“ mit dem Motto „Es gibt dieses Irland: wer aber hin fährt und es nicht findet, hat keine Ersatzansprüche an den Autor. Für mich, für uns, war diese Reise nach Irland auch eine Reise zurück an den Ursprung des Seins.
Man beginnt das Grün der Wiesen wahrzunehmen.
Den Geruch des Torfs im Ofen.
Die zwischen den Wolken hervor scheinende Sonne, die sich im Wasser spiegelt.
Man wird ganz langsam wieder Mensch.
Zu einem Menschen, der seine Umgebung wieder wahr nimmt, der in die Lange versetzt wird, ganz bei sich zu sein.
Diese Aufnahmen sind in Clare entstanden. Die Grafschaft ist sehr alt und der Name bedeutet etwas Ähnliches wie „Planke“, was sich auf einen Übergang über den Fluss Fergus an der Stelle der heutigen Ortschaft Clarecastle im 12. Jahrhundert bezieht.
Für uns bedeutete die Grafschaft Clare Ruhe, Meer, Torffeuer und sternklare Nächte.
Clare ist jedoch vor allem das Meer.
Eine kommende und gehende Gewalt, die den Menschen hier jedes Jahr ein paar Meter Land raubt. Wenn man auf den Klippen nach vorne geht, so sieht man Tonnen von Gestein, die hundert Meter tiefer vom Meer umspült werden und noch gar nicht so lange dort unter liegen. An den Küstenstreifen sollen aufgeschüttete Deiche aus vom Wasser rund geschliffenen Kalksteinen die Küste schützen. Bei Hochwasser gleiten die Wellen kaum einen halben Meter unterhalb der Deichkante aus. Die geologischen Veränderungen sind überall den der Küste sichtbar und in schwarz weiß überaus faszinierend.
Bei unserem Aufenthalt wollte ich auch versuchen, fotografisch „Weites“ und „Nahes“ zusammenzubringen. Wenn man die Aussagen von Roland Bartes in „La chambre claire“ weiter denkt, so liegt das Wesen der Fotografie als Kunst genau in diesen beiden Begriffen. Mit dem Blick auf Naturpanoramen, wie auch auf die Resultate der zerstörerischen Kräfte der Natur, kam ich den beiden Antipoden näher. Für mich liegt der Reiz der fotografischen Darstellung, besonders in der heutigen, schnelllebigen Zeit, im Blick auf das Ganze und das Detail, das eben dieses Ganze konstituiert.
Das französische Wort „claire“, dass fast genauso klingt wie das englische „clare“ (auf gälisch schreibt man es Clár, auch wenn man fast gleich ausspricht) lässt sich mit „Licht“ oder „hell“ übersetzen. Es ist die Helligkeit, die sogar an schattigen Tagen den besonderen Reiz dieses Teil Irlands ausmacht und den Fotografien ihre eigene Tiefe verleiht.
Zu den wenigen touristischen Attraktionen , die wir besuchten gehörte der Burren. Der Burren, oder irisch An Bhoireann, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein steiniger Ort. Es ist eine Karstlandschaft, nicht unähnlich der auf der Insel Skye oder dem Karst in Teilen von Yorkshire. Fotografisch sind die in den Stein eingegrabenen Linien, die Veränderungen, die das Wasser dem Stein über die Jahrhunderte angetan hat und die Sonne, Licht und Schatten enthüllen, das, was den Burren ausmacht. Wir haben sie überwiegend in schwarz-weiß festgehalten.
Den Kalender können Sie im Format A3 für 25 Euro per eMail an thomas (at) the-team.de bestellen.