Architektur hat mich als Fotograf schon immer interessiert. Es ist vor allem das Grafische, das die Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts ausmacht. Wenn man Gebäude aus den früheren Jahrhunderten fotografiert, muss man häufig ins Detail gehen, um eine interessante zweidimensionale Darstellung zu erhalten, in der die repräsentierten Formen durch Licht und Schatten Kunst entstehen lassen.
Bei modernen Gebäuden ist es eher so, dass die Fassaden das Gesicht des Hauses darstellen. An Ihnen kann man nicht nur den Gestaltungswillen des Architekten, sondern auch die Einstellung zu der Zeit, in der er lebt, zu der Gesell-
schaft, in der das Gebäude geschaffen wird, und zu den Menschen, die darin wohnen und arbeiten werden, erkennen.
Auch die Fassaden von Geschäften erinnern mich an
Gesichter. Sie sind weit mehr als die Außenseite eines weltweiten Kapitalismus, sie sind der individuelle Ausdruck des Geschäftsinhabers. Natürlich möchte er oder sie auch das ins rechte Licht rücken, was er verkauft, doch kann man an der äußeren Gestaltung sehr viel über die Atmosphäre im Geschäft, über die Menschen, die dort arbeiten, ja sogar oft über die Kunden ablesen.
Fotografie ist immer eine serielle Kunst.
In ihrem Buch Store Front stellten James und Karla Murray
The disappearing face of New York dar. Sie wollten das Verschwinden der kleinen Läden dokumentieren.
Uns hat das Buch dazu inspiriert, über einen Zeitraum von drei Jahren die Gesichter von Geschäften in Europa zu
sammeln. Sie sind Ausdruck einer lebendigen Kultur, die jenseits des allseits beschworenen Kommerz liegt.
Die Ladenfassaden sind Ausdruck einer Lebenseinstellung und senden die Botschaft aus, dass Handel treiben auch Spaß machen kann.